Stockhausenmaschine

Norbert Math

Interaktive Installation in progress TODO, 2023

Stockhausenmaschine
Norbert Math: Stockhausenmaschine. Foto: Michael Michlmayr

Lange bevor ich Stockhausens Musik hörte, las ich seine Texte zur elektronischen und instrumentalen Musik. Besonders faszinierte mich wie er, in …wie die Zeit vergeht … auf einleuchtende Weise zeigt, dass Klangimpulse ab einer gewissen Geschwindigkeit in Töne, Klangrhythmen und Akkorde übergehen – dass wir also zeitliche Abfolgen auf zwei Arten wahrnehmen. Je nach Geschwindigkeit nehmen wir die Impulse und deren zeitliche Abstände als Rhythmus individuell wahr, oder sie verschmelzen zu einer Einheit mit variabler Klangstruktur. Ähnliches geschieht im analogen Fernsehen, wo ein wandernder Lichtpunkt ab einer gewissen Geschwindigkeit ein ganzes Bild erzeugt
(was wiederum Nam June Paik untersuchte). Nach den Zerstörungen durch Nazis und Weltkrieg II musste Stockhausen an einem Nullpunkt ansetzen. Die musikalische und kulturelle Tradition war vergiftet. Gerade die Struktur der Zeit musste neu gedacht werden – weg von Gleichschritt, Gleichschaltung und Marsch und hin zu individuellen, meditativen Zeiterfahrungen. Mit meiner Maschine versuche ich den Zwischenraum von Rhythmus und Klang zu finden. Um einen Nullpunkt zu definieren, verzichte ich auf herkömmliche elektronische und digitale Mittel.

Norbert Math