Performing Utopia

alien productions

Installation aus Fotografien, Texten und Sound on demand der gleichnamigen KI Oper, 2023

alien productions: Performing Utopia. Foto: Michael Michlmayr

Das Genre der Utopie ist schwierig. Utopien werden nicht ernst genommen. Sie gelten als blutleer und langweilig, und taugen im Rückblick am ehesten noch als Kuriosität. Niemandem würde einfallen, sich sein Leben nach einer literarischen Utopie einzurichten und etwa die Erfüllung eines Sonnenstaates einzufordern. Es scheint als hätte die Zukunft alles Erstrebenswerte verloren. Sie ist ein Ort diffuser Ängste geworden. Mittlerweile ist wohl allen klar, dass die Zukunft keine Ingenieursleistung sein kann. Dass sie nicht „machbar“ ist. Dass letztendlich keine Gestaltung sich durchsetzen wird. Kaum haben Expert*innen (im August 2016) das Anthropozän (altgriechisch: „Das menschlich [gemachte] Neue“) als Bezeichnung des aktuellen Erdzeitalters eingeführt, verdichten sich bereits die Anzeichen, dass unser anthropozentrisches Weltbild ins Wanken geraten ist. Künstliche Intelligenz (KI), Big Data und Deep Learning sind Faktoren unseres Lebens geworden. Sie sind da, egal ob willkommen oder nicht, sie handeln, lernen, entwickeln sich. Sie agieren subkutan. Wir sehen eine auffällige Diskrepanz zwischen der Richtung, in die sich Menschen und Gesellschaften entwickeln, die Welt sich verändert und dem starrsinnigen Festhalten an traditionellen, überkommenen Lebensmodellen. Was wir brauchen, sind bessere Utopien. Zur ihrer Verbesserung wollen wir genau diejenige Technologie einsetzen, die, je nach Sichtweise, die menschliche Intelligenz erweitert oder bedroht: Künstliche Intelligenz. Ob wir wollen oder nicht, wir werden mit ihr kommunizieren (müssen).

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alien productions: performing Utopia. Foto: Michael Michlmayr
alien productions: Performing Utopia. Foto: Michael Michlmayr