Manifesto del Movimento Spaziale per la televisione

06_Manifestospaziale1952 verlas Lucio Fontana im italienischen Fernsehen das Manifest des „Movimento Spaziale“ (Manifest der Raumkunst):

„Wir Vertreter einer raumbezogenen Kunst strahlen zum ersten Mal in der Welt durch das Fernsehen unsere neuen Kunstformen aus… Das Fernsehen ist ein von uns lange erwartetes künstlerisches Mittel, das unsere Konzeptionen integrieren wird… Es stimmt, daß die Kunst ewig ist, aber sie war immer an die Materie gebunden. Wir dagegen wollen sie von dieser Fessel befreien, wir wollen, daß sie – selbst bei einer Minute Sendezeit – im Weltraum tausend Jahre lang dauern soll.“

Lucio Fontana: Das Manifest des Movimento Spaziale im Fernsehen
online: http://www.medienkunstnetz.de/quellentext/70/

Erstmals steht hier die Idee, dass ein Kunstwerk, transportiert und manifestiert durch elektromagnetische Wellen, sich auf einer pratisch endlosen Reise in Lichtgeschwindigkeit durch das Weltall transportiert. Das Fernsehgerät der Zuschauer, welche die Übertragung erleben konnten, stand dieser Kunstreise praktisch 10 Minuten lang im Wege. Das elektromagnetische Werk durchfuhr das Empfangsgerät, so wie eine Aktion die Leinwand eines Bildes durchschlitzt.

Dem Manifest folgten jedoch keine weiteren künstlerischen Realisierungen, und weil diese einzige Sendung der Spazialisten live übertragen wurde, gibt es leider keine Aufzeichnung. Ganz im Sinne des Manifests bleibt die Ewigkeit dieses ersten Fernseh-Kunstereignisses also zukünftigen Betrachtern vorbehalten, die in den Fernen des Weltraums dereinst die Reste dieser Ausstrahlung empfangen mögen. Fontanas Anspruch ist als Utopie angelegt.“

Dieter Daniels: Utopisch-emphatische Strategie: Lucio Fontana und das Fernsehen
online: http://www.medienkunstnetz.de/themen/medienkunst_im_ueberblick/vorlaeufer/8/

Zur Zeit inszeniert die Künstlerin Anahita Razmi  im ORF III Artist-in-Residence Programm eine neue Lesung des Manifests. Unter dem Titel „Replays/Replace“ lesen bekannte ORF-Moderator/innen das Manifest des Manifesto Spaziale. Anders als damals gibt es davon eine Aufzeichnung – in der ORF TV-Thek – und zwar hier: http://tvthek.orf.at/programs/5575331-ORF-III—Spezial

Auch diese Aufzeichnung wird wie alle Inhalte der TV-Thek nach einer Woche gelöscht. Aber vielleicht findet sich ja diesmal jemand der inoffiziell mitschneidet.