Krieg den Spießern

(Walter Mayr, in Der Spiegel, 52/2011)

Bei der Berlin Biennale 2012 sollen die russischen Aktionskünstler von „Woina“ als Kuratoren im Einsatz sein. Aber noch werden zwei ihrer Anführer mit internationalem Haftbefehl gesucht.

Die Nachricht kommt spät, per Mail und im Befehlston. Treffpunkt: McDonald’s. Bedingung: kein Mobiltelefon, kein Aufnahmegerät. Zeitpunkt: sofort.

Durch die Petersburger Nacht geht es zum Newski-Prospekt und hinüber ans nördliche Newa-Ufer. Nahe der Metro-Station Basilius-Insel leuchtet gelb ein M auf rotem Grund. Drinnen drängelt sich Jungvolk über Fleischklops und Fritten. Mitten im Raum sitzt der Gesuchte, ein stattlicher Typ mit Mongolenbart.

Worotnikow, Oleg Wladimirowitsch, geboren am 17. August 1978, sieht auf den ersten Blick nicht aus wie ein Mann auf der Flucht. Eher wie einer, der nicht wahrhaben will, dass nach ihm gefahndet wird. Und zwar nicht nur in Russland: Wegen „Rowdytums“ ist unter Aktenzeichen 3/1-45/2011 seit Juli ein internationaler Haftbefehl gegen ihn in Kraft, ausgestellt vom Petersburger Bezirksgericht Dserschinski.

Worotnikow bespöttelt diese Entscheidung der russischen Behörden als „eine der höchsten Formen von Anerkennung“ für seine Arbeit und sein politisches Anliegen. Als angemessene Würdigung gewissermaßen, schließlich sei er kein dahergelaufener Strauchdieb oder durchgeknallter Anarchist: „Ich bin einer der bekanntesten Künstler Russlands.“

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